Die schönen Fehler im Leben

„Wer immer versucht, die Dinge richtig zu machen, verpasst vielleicht die schönsten Fehler in seinem Leben.“ Diesen Spruch habe ich irgendwo mal gelesen. Er ist hängen geblieben. Er bringt mich dazu infrage zu stellen: Was ist richtig, was ist falsch? Ist es falsch, mutig zu sein und über seinen Schatten zu bringen? Ist es richtig, sich von der Angst leiten zu lassen – aus Unsicherheit, durch Zweifel berührt? Ich frage anders: Wollen wir mit weißem Haar auf dem Kopf im Konjunktiv reden? Hätte ich die Einladung damals nicht verneint, dann… Wäre ich damals doch nach Australien geflogen, dann… Könnte ich doch noch einmal dieser junge Mensch sein, dann…

Menschlicher Mut

Eine Freundin von mir hat mir in der Grundschule mal ins Poesiealbum geschrieben: „Das Leben ist zu kurz für lange Unterhosen.“ Mit zehn Jahren, hat niemand von uns diese Worte wirklich verstanden, wir fanden sie einfach lustig. Wer trug in dem Alter schon lange Unterhosen? Super uncool. Mittlerweile weiß ich, dass man manchmal auf Dinge verzichten muss, um andere zu genießen. Ich weiß, dass Regeln manchmal da sind, um sie zumindest ein wenig zu brechen. (Ihr seid sicher noch NIE im Leben geblitzt worden…) Doch vor allem weiß ich, dass Leben bedeutet Spaß zu haben und dabei das ein oder andere Mal auch Risiken einzugehen. Ich spreche nicht davon auf Zügen zu surfen, um den absoluten Kick zu bekommen, sondern davon, menschlich Mut zu beweisen.

Ein Beispiel ist vielleicht die Spontanität. Seid ich denken kann, bin ich eine kleine Planungsqueen. Organisieren, Listen schreiben und abarbeiten, Termine detailliert vorausplanen – wie die roten Blutkörperchen sind diese Dinge in meinen Adern verankert. Ich gebe es zu, man kann das nicht so einfach abstellen, wenn es einmal inhaliert ist. Doch die Erfahrungen und die Menschen in meinem Leben haben gezeigt, dass es sich manchmal lohnt davon abzuweichen und das Blut im wahrsten Sinne der Worte für einen kurzen Moment zum Stehen zu bringen. Dann wenn man zum Beispiel eingemummelt auf der Couch sitzt, am Kakao schlürft und das Handy aufblinkt: „Los, komm doch mit. Das wird lustig“, ist die erste Reaktion vermutlich:  „Ach nee, das ist mir jetzt zu stressig.“ Auf die Situation null vorbereitet, beginnt sich das Gedankenkarussell zu drehen, da ein winziger Teil offenbar Lust auf ein kleines Abenteuer hat. Die zweite Reaktion: „Mh, ich könnte es zeitlich schaffen.“ Ja, los, raff dich auf! Die dritte Reaktion: „Okay, bin unterwegs“. Was in meinem Fall folgte, war ein unglaublich toller Abend, der in Erinnerung blieb. Ich habe dieses kleine innere Bedürfnis nach Abenteuerlust groß werden lassen und schließlich dieses Beispiel für mich als persönlichen Erfolg festgehalten. Schließlich sollten noch viele solcher Erlebnisse folgen, weil ich mutig genug geworden war, um meinen – manchmal kleinen, manchmal großen – Planungswahn über Bord zu werfen und einfach ins kalte Wasser zu springen.

Verlustangst

Mutig ist es aber auch, über Tatsachen zu sprechen, die beschäftigen. Vielleicht sogar Emotionen zu verdeutlichen. Das macht Angst. Vermutlich ist es die größte Angst der Menschheit. Schließlich stellt man sich in solchen Momenten wie ein gerupftes Huhn ins Schaufenster. Nicht umsonst spricht man davon, sich nackig zu machen, wenn man Meinungen, Gefühle oder sogar persönliche Geheimnisse offenlegt. Die Ungewissheit darüber, wie der Gegenüber reagiert, machen unsicher. Dann sitzt das Selbstvertrauen plötzlich ganz klein mit Hut in der Ecke und heult. In diesen Situationen hilft nur eine einzige Frage: Was habe ich zu verlieren? Wenn sie sich mit „Nichts“ beantworten lässt, dann gilt: „No risk, no fun!“

Nein zur Mutbremse

Wir wissen nie, wie kalt das Wasser letzlich sein wird. Wir können nicht immer vorhersehen, ob es die richtige Entscheidung ist oder ob es uns ins Aus katapultiert. Doch an eines sollten wir immer denken: Fehler sind dazu da, um aus Ihnen zu lernen, um uns wachsen zu lassen – auf emotionaler sowie auf sachlicher Ebene. Wenn wir nicht den Mut haben, sie zu machen, verpassen wir ganz sicher die schönsten. Ihr habt Angst vom Zehn-Meter-Turm zu springen? Dann versucht es erst recht. Ihr habt Angst, einem besonderen Menschen zu sagen, wie gern ihr ihn habt? Dann fragt euch, ob dies einer von den Konjunktiven sein wird, wenn die Haare plötzlich weiß sind. Ihr habt Angst, den Job zu kündigen, weil danach alles ungewiss ist? Dann denkt darüber nach, wie die jetzige Situation in einem halben Jahr aussehen wird.

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