Mittlerweile habe ich unzählige Artikel zum Alleinreisen gelesen. Abenteuer, Risiko (aber eigentlich nur für Frauen) und Selbstfindung waren die Stichwörter, die mir dabei am meisten aufgefallen sind. Ich hatte ursprünglich darüber nachgedacht, einen Beitrag mit Tipps für das erste Abenteuer allein zu schreiben, da mich immer wieder Freunde, Kollegen, aber auch völlig fremde Menschen fragten, wie das so ist. Als ich begann darüber nachzudenken, was für mich der Urlaub allein ausmacht und warum es funktioniert, ist mir aber eine Kehrseite der Medaille noch einmal richtig bewusst geworden: Alleinreisen fördert die Induvidualität und Eigenständigkeit, macht manchmal aber schlicht und ergreifend auch ganz schön einsam.
Ich bin ein Mensch, der gern allein ist, die Dinge auch allein anpackt. Das kann ich genießen – bis zu einem gewissen Punkt. Das erste mal ohne Freunde oder Familie in ein anderes Land zu fliegen, war zweifelsohne merkwürdig. Ich fühlte mich in manchen Situationen unsicher. Mir fielen anfangs einige Entscheidungen schwer. Das lag aber vor allem daran, dass ich bis dato gern alles mit den Menschen entschied, die mich im Alltag umgeben. In gewisser Weise nehme ich hier Rücksicht, weil ich es gern tue. Schließlich bin ich glücklich, wenn meine Lieben um mich herum es auch sind. Dennoch stand ich irgendwann vor dem Scheideweg darauf zu warten, das jemand bestimmte Abenteuer mit mir teilt oder es selbst in die Hand zu nehmen.
Man mag es kaum glauben, aber es war eine echte Herausforderung mal nur an mich zu denken. So focht ich anfangs selbst Kämpfe mit mir aus, ob ich jetzt bei dem Supermarkt anhalte oder auf den nächsten warte. Es war vor allem der Wunsch nach Sicherheit, der mich die ersten Tage während des Alleinreisens prägte. Also besorgte ich mir Lebensmittel im ersten Laden, den ich sah, obwohl ich noch einige Meilen bis zum Ziel fahren musste und die Butter schmolz. Ich kaufte mir nur ein Sandwich im Supermarkt, dass ich im Auto aß, weil ich mich nicht entscheiden konnte, wo ich sonst essen wollte. Ich lief nur eindeutige Wanderwege mit genauer zeitlicher Einordnung, damit ich jederzeit checken konnte, wie lang der Weg noch ist und ich nicht Gefahr lief in die Dunkelheit zu geraten. Doch spätestens als ich einen kleinen Autounfall hatte und lernte, dass die Dinge eben immer wieder laufen, wie sie eben laufen – nämlich meistens unplanbar – lernte ich entspannter mit den einzelnen Situationen und vor allem entspannter mit mir umzugehen.
Im Laufe der Zeit trainierte ich mir an, vor allem meinem Bauchgefühl zu vertrauen und mich nicht zu zwingen, wenn sich ein kleiner Widerstand auftat. Irgendwann setzte ich mich morgens ins Auto ohne groß darüber nachzudenken, wo ich eigentlich genau hinwollte. Ich lief Wege, deren Ziel ich nicht kannte. Mit dem Vertrauen in mich selbst, begann ich mich zu entspannen. Hatte ich keine Lust einen Fuß vor die Tür zu setzen, blieb ich in der Unterkunft. Hatte ich Lust auf Kultur, suchte ich mir einen spannenden Hotspot. Hatte ich Lust zu laufen, lief ich los. Schließlich kam der Punkt an dem ich begann das Alleinsein auch in der Fremde richtig zu genießen. Ich hatte keine Angst mehr vor dem Ungewissen, sondern freute mich darauf es zu entdecken. Das Schöne an Spontanität ist die geringe Erwartungshaltung in einem selbst. Umso größer und oft wunderbarer sind die Überraschungen, die sich dann auftun. Auf diese Weise erlebt man Urlaube, die einen voll und ganz erfüllen.
Dennoch bleibt für mich in manchen Momenten immer ein fader Beigeschmack. Jeder Mensch ist unterschiedlich. Ich bin mir sicher, dass einige Alleinreisende auch wirklich jede Sekunde aufsaugen und beinah eben so häufig etwas Neues in sich entdecken. Ich tue das auf eine gewisse Weise auch, aber wesentlich begrenzter. Mir wurde zwar durch das Unterwegssein allein eine innere Entspanntheit geschenkt, die ich so nicht kannte und die ich sehr zu schätzen gelernt habe. Ein Mensch wie ich braucht aber die gemeinsamen Augenblicke genauso sehr wie die einsamen. Wenn ich es nicht schaffe die Gedanken beim Anblick der weiten Landschaft völlig auszuschalten, sucht mich die Sehnsucht nach Gesellschaft heim. Dann möchte ich meine Abenteuer teilen, meiner Familie, meinen Freunden zeigen, was ich gerade sehe. Ihnen nahebringen, wie schön die Welt sein kann und mit ihnen gemeinsam staunen.
Dank der digtialen Welt habe ich die Möglichkeit das zumindest ein bisschen zu tun. Ich freue mich darauf, wenn ihr mich begleitet. Lasst uns ein kleines bisschen gemeinsam einsam sein! 🙂