Es ist amtlich: Die Sonne schmilzt mein Hirn, ich bin mir total sicher. Im Laufe der letzten Tage hier im neuen Dachgeschoss, hat die Masse da oben drin gekocht und ist matschig geworden. Vielleicht ist es aber auch der Umzug, der mir noch immer in den Knochen steckt und leider nicht ganz abgeschlossen ist. Ich versuche immer wieder die Minimalisten zu verstehen und selbst ähnliche Züge auszuprobieren, doch am Ende bin ich der Meinung jedes meiner 200 Bücher, jedes volle und leere Notizbuch, jeden Pinsel zu brauchen. Klammere ich mich an Dinge? Ich gebe zu, von erinnerungswürdigen Stücken – eine große Schwäche sind Fotos – kann ich mich nicht trennen. Doch bei Kleidung und Co. habe ich echt Fortschritte gemacht! Bei jedem Teil, dass in die Kleidertonne flog, klopfte ich mir triumphierend auf die Schulter. Und stellte fest: Es tut gut Ballast loszuwerden. Richtig befreiend ist das manchmal.
Nun aber stand ich vor der Herausforderung einen gesamten Hausstand inkl. Möbeln in eine bestehende Wohnung zu integrieren. Mal sehen, wann er erste Schrank die Tür aufknallt wie ein überfressenes Krümelmonster und meine fein einsortierten Utensilien mit einem Schwung wieder ausspuckt. Nach einigen Jahren des Alleinlebens ist es nicht einfach wieder Schränke zu teilen. So kam ich nicht umhin zu optimieren, wo es ging. Struktur, Ordnung und die Einsicht, dass nicht alle Konsumgegenstände lebensnotwendig sind, haben mir in den letzten Tage wunderbare Dienste erwiesen. So sehr, dass ich bereits jetzt nichts wiederfinde und dass mein Mitbewohner diesen einen Satz wie eine Schallplatte mit Sprung regelmäßig wiederholt: „Karo, wo ist…?“ Vermutlich ziehen wir eher wieder hier aus, als dass wir wissen, was wir alles in unseren Möbeln verstecken.
Immerhin sind da die kätzerischen Fellnasen, die zur Erinnerung regelmäßig ominöse Steinchen, Bällchen, Bänder und Fusseln aus Möbelritzen hervorfummeln, die ich – und ich schwöre – nie zuvor im Leben gesehen habe. Vor allem die Fusseln nicht. Nein, die gibt ist hier nicht. Fällt gar nicht auf, wenn in der Wohnung 30 Gradu plus sind und drei Pelztiere ihr Unwesen treiben. Gott sei Dank gibt es nun Helmut. Helmut ist ungefähr fünf Zentimeter groß und 30 Zentimeter rund. Er tut alles, was ich sage – oder in der App eingebe. Helmut ist ein braver Goldschatz, der mir die Wohnung etwas sauberer hält. Alles, was er braucht ist etwas Saft aus der Dose. Perfekt also. Wenn da nicht die Stubentiger wären, die ihn beäugen und verfolgen. Bisher noch zahm, muss ich jederzeit mit einer Attacke rechnen. Denn wenn ich beim Umzug eines gelernt habe, dann dass das Katzengemüse unberechenbar ist.
Erbse und Möhre spürten ziemlich früh, dass es etwas im Busch ist. Schließlich hatte ich schon vor Wochen mit ein paar Renovierungsarbeiten und Umräumaktionen in der Thüringer Wohnung begonnen. Als sie aber für ein paar Stunden ins Badezimmer ausweichen mussten, um beim Hereintragen der Möbel nicht zwischen die Fronten zu geraten, erreichte mich das wütende Funkeln durch die Wände hindurch. Ja, ich weiß, Katzen sind nicht gern in einem einzelnen Raum hinter verschlossener Tür usw. Die Alternativen ihrer Beherbergung waren allerdings begrenzt. Leider kam ich nicht auf die Idee, das Badezimmer auch entsprechend „leer“ zu räumen. Meine Handtücher wurden vom Halter gerissen, auf dem Boden zersuhlt, die Badläufer quer geschoben und das Katzenstreu aus den Klos gebuddelt als wäre irgendwo darunter ein Schatz vergraben.
Offensichtlich war vor allem Möhre mit seinem Stundenhotel sehr unzufrieden. Als er am nächsten Morgen das Bettchen von Guinness entdeckte, schien etwas in ihm zu sagen: „Dieser doofe Köter darf wieder alles. Wir hocken in dem Porzellankäfig und der scharwenzelt hier rum! Und dann zieht die Olle mit dem jetzt auch echt hier ein!“ Was Möhre nicht wusste: Guinness wurde gar komplett ausquartiert für die Zeit des Umzugs. Er war also ziemlich unschuldig an Möhres Wut. Wer weiß ob ihn diese Erkenntnis milde gestimmt hätte. Sein Geschäft jedenfalls landete in einem ordentlichen Schwall auf dem Hundepolster.
Anmerkung am Rande: Das erstmalige Aufeinanderteffen von den Katzen und Guinness werde ich in einem späteren Beitrag noch erzählen.