Von Altjessnitz nach Sanssouci

Jedes Kind träumt davon einmal in seinem Leben durch einen echten Irrgarten zu wandeln und beinah jede Frau möchte einmal durch romantische Parkanlagen spazieren. Dank deutscher Geschichte ist beides, gar nicht weit voneinander entfernt, möglich.

Der Sommer hat sich wie jedes Jahr viel zu schnell dem Ende geneigt. Grund genug in den sonnigen Erinnerungen zu schwelgen und ein paar kleine Abenteuer Revue passieren zu lassen. Auf den Spuren des Barocks sind der Irrgarten von Altjeßnitz bei Bitterfeld und vor allem die Parkanlage von Schloss Sanssouci sehr zu empfehlen.

Irres Buschwerk zwischen uraltem Baumbestand


Vielleicht war es tatsächlich der Wandel zum eigenverantwortlichen Handel oderDSC07951 einfach nur der bloße Wunsch nach Vergnügen, der in der Spätrenaissance den Irrgarten – wie wir ihn heute kennen – entstehen ließ. Aus den kniehohen verwinkelten Büschen, deren Labyrinth mit den Augen inspiziert wurde, entwickelte sich ein Mannshohes Blätterwerk zum Suchen und Finden. Die Mitte wird zum Ziel eines kleinen Orientierungsabenteurs. In der Barockepoche entwickelt sich der Irrgarten schließlich zu einer Art Statussymbol für wohlhabende Fürsten, die ihre Gärten und Parkanlagen damit ausstatteten. Unter ihnen befand sich auch Leopold Nicolas Freiherr von Ende. In dessen Auftrag wurde der größte und älteste heute noch erhaltene historische Irrgarten in Altjeßnitz angelegt. Mit einer Größe von knapp 2600 Quadratmetern lädt er zum spaßigen Verirren inmitten einer romantischen Parkanlage mit uraltem Baumbestand ein. Doch sollte es auf jeden Fall zu bedenken sein, dass der Weg zur Mitte und zurück durchaus länger dauern kann, als erwartet.

Unterstützt wird der Erhalt des Gartens durch den Förderverein Irrgarten Altjeßnitz e.V.


Historische Fantasien im königlichen Park

DSC08002Mitten in Potsdam erstreckt sich ein Paradies, in dem man durch eine Zeit wandelt, die so unreal erscheint und doch erlebbar ist. Neben architektonischen Schönheiten erlebt man zu Fuß in jeder Jahreszeit ein Gefühl der naturellen Extraklasse. Knobelsdorff, Benkert und Heymüller, die Gebrüder Hoppenhaupt und zahlreiche andere Künstler und Handwerker haben sich an der Gestaltung dieser einzigartigen Parkanlage beteiligt und sich damit über ihre Lebenszeit hinaus verewigt. Noch heute ist Sanssouci mit seinen Schlössern und Anlagen jährlicher Anziehungspunkt für tausende von Menschen, die eintauchen möchten in diese strahlend pompöse Geschichte.

Der knapp drei Quadratkilometer große Park mit seinen Gebäuden wurde im Laufe von DSC08019zwei Bauperiode angelegt. Den Anstoß gab 1744 König Friedrich II. der das Gelände – damals noch vor den Toren Potsdams gelegen – erschließen und einen Weinberg gestalten ließ. Oberhalb der Weinterrassen entstand schließlich das Schloss Sanssouci in den Jahren 1745 bis 1747. In der weiteren Regentschaftszeit wurde das Areal weiträumig erschlossen und unter anderem das Teehaus und die Neptungrotte erbaut. Das Neue Palais folgte als Sommerresidenz nach dem Siebenjährigen Krieg. Bis 1770 umfasste die Parkanlage bereits eine ordentliche Größe mit zahlreichen architektonischen Meisterwerken.

DSC08038Nachdem Friedrich II. im Sommer 1786 auf seinem Sessel im Schloss Sanssouci gestorben war, zeigten seine Nachfolger wenig Interesse an dem Schloss und seiner Parkanlage. Erst Friedrich Wilhelm der IV. erweiterte ab 1840 den Park nach Süden und ließ zum Beispiel Schloss Charlottenhof errichten. Doch der Einfluss des Gründervaters ist und bleibt auch nach fast 280 Jahren spürbar. Er hat seine Wünsche in diesem weitläufigen Park einfließen lassen, der Erholung und romantische Fantasien zugleich verspricht. Und manchmal, wenn man sich auf die Flüsterbänke setzt oder zwischen den Skulpturen und Pflanzen wandelt, dann kann man sie erahnen – die Zeit und die Menschen, die sie belebten.

©EnilorNoel

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