Je suis prest

Ich bin bereit. Am Montag startet mein Schottland-Abenteuer – das mittlerweile dritte. Ich bin aufgeregt, keine Frage. Als ich das letzte Mal im Flieger nach Edinburgh saß, wurde in mir das Gefühl wach, nach Hause zu fliegen. Wird es diesmal ähnlich sein? Ich habe keine Ahnung, aber vermutlich schon. Mit „zu Hause“ verbinde ich, sich wohlfühlen, unterwegs sein und doch ankommen, Entspannung finden. Ja, ich bin mir sicher, dass mir Schottland auch zum dritten Mal wieder etwas davon zeigt und ich somit einen ganz persönlichen „Eat, pray, love“-Urlaub erlebe. Essen muss man so oder so, anbeten werde ich die Feen und den Wettergott, lieben werde ich jeden Grashalm und jeden Hügel.

Who want`s to love forever?

Die letzten Wochen habe ich mich vermehrt gefragt, warum es eigentlich Schottland ist, das ich so in mein Herz geschlossen habe. Ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern, wann der Zeitpunkt kam, an dem ich mich für diese Landschaft und vor allem Kultur begann zu interessieren. Vermutlich war es „Who want`s to live forever“ – the one and only Connor MacLeod. Fasziniert saß ich vorm Fernseher als der langhaarige Christopher Lambert mit Karo-Rock durch die kalte, nasse, schottische Landschaft ritt – im Hintergrund das Brummen der Dudelsäcke und das Kratzen der Geigen. Nicht zuletzt die Tatsache, dass dieser Highlander nicht sterben konnte und Jahrzehnte der Menschheitsgeschichte durchlebte, fesselten mich. In Erinnerung blieben aber immer wieder die Szenen des Ursprungs. Der nächste im Bunde, der mich vom schottischen Patriotismus überzeugte war Mel Gibson, auch bekannt als William Wallace. Als wilder Kiltträger überzeugte er – auch wenn es zu dieser Zeit eigentlich noch gar keine Kilts gab – und setzte mit den Horden von blaugesichtigen Männern die Landschaft extra in Szene.

Culloden

Spätestens als ich begann die Highland-Saga von Diana Gabaldon zu lesen, kam ich nicht umhin, mich immer wieder nach Schottland zu wünschen. Zwar ist die Geschichte von Claire und Jamie eine mehr als utopische und überaus romantisierte Darstellung von Geschichte, Kultur und Natur, aber dennoch führte sie dazu mich mit dem Land auseinanderzusetzen. Mit Gabaldons Erzählungen erwachte vor allem die Tradition zum Leben. Ich begann daraufhin nachzulesen, wie der Kilt richtig getragen wird, wie viele verschiedene Tartans es gibt, was Feenkinder sind und wie sich die schottische Gschichte zugetragen hat. Auch wenn aus heutiger Sicht so manches historisches Ereignis auf falsche Entscheidungen oder pure Sturheit zurückzuführen ist, haftet allem etwas ganze besonderes an: die Liebe zum eigenen Land – und mehr noch: die Liebe zur Tradition. Und so ist eine Schlacht besonders in meinem Kopf hängen geblieben.

Der Anfang vom Ende

Im April 1746 verloren die Schotten im Culloden Moor alles. Den Urprung fand diese Schlacht im eisernen Willen von Bonnie Prince Charlie, der einen – wie sich herausstellen sollte – letzten Versuch unternahm, den Anspruch der Stuarts auf den Thron durchzusetzen. An einem kalten und nassen Aprilmorgen standen 5.000 ausgehungerte Highlander einer fast 9.000 köpfigen englischen Armee entgegen. Wohl nicht mal eine halbe Stunde reichte aus, um den Jakobitenaufstand niederzuschlagen und damit einen Wendepunkt in der Geschichte Schottlands einzuleiten. Kilt und Tartan wurden verboten und das traditionelle Clan-System zerstört. Cumberland, der Offizier auf englischer Seite, ließ Überlebende des Aufstandes verhaften und exekutieren, während seine Soldaten in ganz Schottland plünderten und brandschatzten. Später ging er als „the Butcher“ (der Schlächter) in die Geschichte ein.

Loyalität bis heute

Trotz oder gerade weil die Schotten vor mehr als 200 Jahren die für sie schlimmste Katastrophe ihrer ganzen Geschichte erleben mussten, ist auch heute noch eine sehr enge Verbindung jedes einzelnen zum Land und dessen Traditionen zu spüren.  Aberglaube, das leidenschaftliche Erzählen von Geschichten oder der Gemeinschaftssinn prägen das Land auch im 21. Jahrhundert. Nachdem 1783 der Dress Act von 1746 aufgehoben wurde, sieht man auch heute wieder Schotten, die ihren Kilt mit größtem Stolz tragen. Das Culloden Moor ist mittlerweile eine Gedenkstätte mit Museum, welches ich jedem Schottland-Reisenden empfehlen kann. Auf dem einstigen Schlachtfeld ist eine beinah friedliche Stille eingekehrt. Nur die aufgstellten Flaggen zur Markierung der jeweiligen Aufstellungsgrenzen der Truppen und die einzelnen Grabsteine der Clans erinnern noch an jenes Massaker. Für die Schotten selbst ist ein Fleckchen Erde, auf dem sie ihrer Ahnen Gedenken.

 

 

 

 

 

 

 

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