Wie bereit sind Menschen, zu helfen? Sicherlich eine Frage, die man nicht mit einem Satz, wenn überhaupt, beantworten kann. Erst neulich habe ich wieder darüber nachgedacht, ob jemand nein sagen würde, wenn er die Möglichkeit bekäme einem Menschen das Leben zu retten. Würdet ihr es tun?
Ich habe mich das erste Mal intensiv damit auseinander gesetzt, als ich vor einigen Jahren einen Organspendeausweis in die Hände bekam. Umso länger ich darüber nachdachte, selbst einen solchen auszufüllen, umso mehr Eindrücke verfolgten mich. Was würde ich tun, wenn einer meiner Freunde oder ein Familienmitglied eine Niere oder Leber bräuchte? Ohne zu zögern stünde ich im Krankenhaus, um mich testen zu lassen. Doch würde ich auch für einen wildfremden Menschen als Lebendspender eintreten? Könnte ich ablehnen? Abgesehen von der Tatsache, dass mir das „Nein-Sagen“ nicht gerade im Blut liegt, würde es mir vermutlich sehr schwer fallen, einen Menschen seinem Schicksal zu überlassen, wenn ich es beeinflussen könnte. Genau das war auch der ausschlaggebende Punkt, den Organspendeausweis schließlich ohne größeres Zögern auszufüllen. Klar musste ich mich in diesem Moment damit konfrontieren, dass ich im Falle seines Inkrafttretens dann selbst keinen Fuß mehr auf die Wiesen dieser Erde setzen werde. Stattdessen schlürfe ich vermutlich mit Elvis Presley, David Bowie und Michael Jackson – die Liste ist theoretisch noch viel viel länger – in Schäfchenwolken sitzend Cocktails. Doch der Gedanke daran mit einem Teil von mir Leben zu retten, ist für mich ein Geschenk.
Mund auf. Stäbchen rein. Spender sein
Daher wäre es für mich ebenfalls ein Geschenk, wenn ich eines Tages nach Hause käme und diesen einen Brief vorfinden würde. Denn vor mehr als drei Jahren habe ich es gemacht wie die Stars und Sternchen auf den zahlreichen Werbeplakaten: Mund auf, Stäbchen rein, Spender sein.
Pro Jahr erkranken allein in Deutschland mehr als 13.000 Menschen an Blutkrebs. Ja, es ist nur ein Bruchteil aller Krebserkrankungen. Doch ist es jene Art, der wir alle die Stirn bieten können. Jeder von uns gibt dem Leben eine neue Chance, wenn er sich als potentieller Stammzellspender registrieren lässt. Ich kann mir vorstellen, dass eine Entscheidung zur Aufnahme in die Datenbank der DKMS nicht von heute auf morgen gefällt werden kann. Das war auch der Grund, warum ich mich entschieden habe, diesen Beitrag zu schreiben. Ich möchte Mut für eine unfassbar gute Tat machen. Denn eigentlich hat man die Möglichkeit über einen recht einfachen Weg das Kostbarste überhaupt zu schützen: das Leben.
Schritt für Schritt zur Stammzellspende
Die Registrierung an sich ist nur ein kleiner Akt. Nach der Eingabe seiner Daten über die Website der DKMS erhält man auf dem Postweg das berühmte Wattestäbchen mit dem man einen Wangenabstrich macht. Sicher verpackt geht dieses zurück. Daraufhin erfolgt die Analyse der Gewebemerkmale im Labor und schließlich die Aufnahme in die Datenbank. Kommt es zu dem ersten kleinen Wunder, dass die eigenen Merkmale zu denen eines Patienten passen, werden über eine Blutprobe weitere Parameter überprüft. Erst wenn der anschließende Gesundheitscheck positiv ausfällt und man sein finales Einverständnis gibt, wird die Stammzellspende in die Wege geleitet. In 80 Prozent der Fälle erfolgt sie über ein Verfahren ähnlich der Blutplasmaspende und damit relativ schmerzfrei. Bei den übrigen 20 Prozent kommt es zu einer Beckenkamm-Entnahme des Rückenmarks unter Vollnarkose. Hier kann es in Folge dessen zu prellungsartigen Schmerzen kommen. Die Transplantation der Stammzellen verläuft schließlich ähnlich einer Bluttransfusion und leitet damit hoffentlich das große Wunder ein.
Kosten und Arbeitsausfall?
Die Registrierung kostet 35 Euro und kann, muss aber nicht, vom potentiellen Spender selbst finanziert werden. Kommt man für eine Spende in Frage übernimmt die Krankenkasse des Patienten alle anfallenden Kosten eines eventuell anfallenden Krankenhausaufenthaltes oder Verdienstausfalls sowie Reisekosten. Die An- und Abreise wird über die DKMS organisiert.
Über die DKMS*
Im Jahr 1991 verstirbt Mechtild Harf, die Ehefrau des Gründers Dr. Peter Harf, an den Folgen ihrer Leukämieerkrankung. Peter Harf versprach seiner Frau, sich dafür einzusetzen, für jeden Blutkrebspatienten einen passenden Stammzellspender zu finden. Zu diesem Zeitpunkt waren in Deutschland lediglich 3.000 Menschen als potenzielle Stammzellspender erfasst.
Das Handeln der DKMS ist langfristig ausgerichtet auf die Erfüllung der Vision: Wir besiegen Blutkrebs. Auf dem Weg dahin sind wir seit unserer Gründung im Jahr 1991 schon weit gekommen. Aber noch haben wir den Blutkrebs nicht besiegt. Deshalb arbeiten wir täglich mit Hochdruck daran, immer besser zu werden und noch mehr Patienten zu retten:
Im Jahr 2004 startete die internationale Arbeit der DKMS-Familie, zunächst in den USA, 2009 in Polen, 2011 in Spanien und 2013 in UK. Im Zuge der Internationalisierung hat die DKMS auch ihre Mission erweitert. Mit einem umfassenderen Tätigkeitsfeld kommt die Organisation ihrem übergeordneten Ziel näher, den Blutkrebs zu besiegen.
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