Kulinarisches Belarus

Italienische Pasta, spanische Tapas, französische Crêpe, ja selbst schwedische Köttbullar – die internationale Küche ist in Deutschland sehr vielfältig aufgestellt. Russische oder weißrussische Gerichte sind mir – abgesehen von Soljanka und Borschtsch – nie untergekommen. Als ich also meine ersten Schritte in Belarus unternahm, setzte ich meine Füße auf kulinarisches Neuland.

Ich hatte einen klaren Vorteil beim Eintauschen in die weißrussische Küche: Ich liebe Fleisch, ich bin neugierig und ein Genussmensch. Wie sich herausstellte, waren das drei sehr gute Kriterien, um die vielen verschiedenen Leckereien auszuprobieren und die ein oder andere sehnsüchtige Erinnerung mit nach Hause zu nehmen. Eines wurde mir schnell klar: Die Weißrussen können herzhaft, aber auch süß.

Lass dich süß verzaubern

Bei letzterem denke ich da sofort an das einfache, aber unglaublich sahnige Eis – egal ob mit Waffel oder Schokolade drumherum. Oder die zahlreichen Süßigkeiten aus Quark. Rund oder rechteckig (Syrok) liegen diese im Kühlregal vom Supermarkt. Sahniger Quark ummantelt mit Schokolade oder gfüllt mir zarter Heidelbeercreme – es ist ein wahrer Gaumenschmaus für eine Leckerei zwischendurch. Mein absolutes Highlight waren jedoch die kleinen Pancakes, die mit Quark zubereitet werden. Perfekt zum Frühstück wird hierzu zum Beispiel Sauerrahm und Himbeermarmelade serviert.

Herzhaft mit Fleisch, Kartoffel und Sauerrahm

Sauerrahm – das perfekte Stichwort. Bereits am ersten Abend in Minsk stellte ich fest, wie sehr die Weißrussen Sauerrahm lieben. Er wird so ziemlich zu allem dazugegessen. Ob als Häubchen auf dem Borschtsch, als Dip zum Draniki oder als extra große Portion auf den weißrussischen Kohlrouladen. „Gott sei Dank habe ich keine Laktose-Intolleranz“, waren dabei immer wieder meine Worte. Und was soll ich sagen? Dieses Zeug passt auch einfach überall dazu und gibt dem ganzen Gericht ein geschmeidiges Etwas.

Zu den weiteren Hauptzutaten in der Küche dieses Landes gehören Fleisch, Fleisch und Kartoffeln. Ich habe in kaum einem Urlaub so viel fleischhaltiges gegessen, wie in Weißrussland. Fleisch im Teigmantel (Pelmeni), Fleisch in Sahnesoße, Fleisch ummantelt von Kohl (Golubzy), Fleisch inmitten eines Kartoffelpuffers, Fleisch im Eierkuchen oder ganz einfach als Beef Stroganoff. Nicht zu vergessen die legendären Wurstplatten, die gern zum Vodka vertilgt werden. Der Verwendung sind so ziemlich keine Grenzen gesetzt. Doch wurde ich das ein oder andere Mal von Einheimischen darauf hingewiesen, dass jene Gerichte nicht das täglich Brot sind. Jedem Weißrussland-Toursiten kann ich trotzdem nur raten: Kostet alles, was euch zwischen die Zähne kommt. Ich kann euch versprechen, dass ihr dabei so manchen Gaumenschmauß entdecken werdet.

Ähnlich wie mit dem Fleisch verhält es sich mit den Kohlenkydraten. Hier meine ich ganz im Speziellen Kartoffelgerichte und Brot. Die Kartoffel wird gern zum Draniki verarbeitet – ein Kartoffelpuffer, den man in jedem weißrussischen Restaurant auf der Speisekarte findet. Während ich den deutschen Kartoffelpuffer als Gericht mit Apfelmuß kenne, wird er in Weißrussland herzhaft – und wie soll es anders sein – mit Sauerrahm gegessen. Bezüglich des Brotes kann ich ein ganz einfaches Resümee ziehen: Während der Urlaub in westeuropäischen Ländern immer mit einer Suche nach nicht-weißem-Brot verbunden ist, ist die Brotlandschaft in Weißrussland der heimischen recht ähnlich und zum Teil durch faszinierende Würzung des Teigs geprägt.

Kleines Schlemmer-ABC

Borschtsch: warme Rote-Beete-Suppe mit einem Häubchen Sauerrahm (Smetana) – und einem kleinen Rippchen

Draniki: Erinnert an den deutschen Kartoffelpuffer und wird mit Sauerrahm serviert. Eine andere Form davon ist mit Fleisch gefüllt.

Machanka: (Schweine-) Fleisch in Sahnesoße – oft mit Pilzen

Pelmeni: Teigtaschen mit Fleisch gefüllt

Schaschlik: Fleisch am Spieß gegrillt

Schuba oder Hering im Pelzmantel: Schichtsalat mit Hering, Kartoffel und roter Beete

Syrniki: Kleine Quark-Pancakes, serviert mit Sauerrahm und Beerenmarmelade

Wareniki mit Kartoffel (Bulba): Teigtaschen mit Kartoffelstampf, Pilzen oder Beeren gefüllt. Optional werden Wareniki in einer Sahnesoße mit Pilzen serviert. Oft aber pur mit Sauerrahm.

Tipps am Rande

  • Eis: In den Supermärkten gibt es eine riesige Auswahl an verschiedenen Eissorten. Die Geschmacksrichtungen bewegen sich meist zwischen Sahne, Vanille, Schokolade oder auch Pistazie. Mein Tipp: Einfach durchprobieren. Doch aufgepasst: Wer der kyrillischen Schrift nicht mächtig ist, sollte darauf achten, dass er nicht ausversehen Schokobutter aus der Tiefkühltruhe schnappt.
  • Dranikis gibt es im Hrai Café in Minsk auch aus Kürbis und Zucchini – super lecker! (Stand: April 2019)

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