Während vor dem Fenster regengetränkte Luft weht, erinnere ich mich an die Sonnenstrahlen der letzten Septembertage im vergangenen Jahr. Zu dieser Zeit war ich in Cullen, ein kleines, gemütliches Örtchen am Südufer des Moray Firth in Schottland. Ich hatte mir hier ein kleines gemütliches Cottage gemietet. Den letzten Tag meines insgesamt zweiwöchigen Aufenthalts entlockte ich Petrus noch einmal Glanz und Gloria. Was es mir letztlich schwer machte, mich zu verabschieden. Vor allem, während ich den Moray Coast Trail ein Stück in östlicher Richtung lief, wurde mir erneut bewusst, warum ich dieses Land so liebe.

Atemberaubend schön

Allein mit mir, den kühlen Küstenwind im Gesicht, lief ich gemütlich den Pfad entlang, der sich über saftig grüne Wiesen und durch steinige Felsspalten schlingelte. An jeder noch so kleinen Kurve oder nach jedem kurzen Anstieg ließ mich diese unfassbar wunderschöne Landschaft den Atem anhalten. Hier verstand ich erst so richtig, was ankommen bedeutet. Es schien, als würde nicht ich das Land in mich aufsogen, sondern umgekehrt.

Frei wie der Wind

Nachdem ich die Klippen eine Zeit lang, nach und nach erklommen und wieder verlassen hatte, erstreckte sich vor mir der schönste Strand, den ich je in meinem Leben gesehen hatte. Vielleicht war es der Reiz des Verlassenseins, der ihn so magisch machte, der strahlend helle Sand, das von der Sonne glitzernde Meer oder einfach ich selbst. Ohne auf die Uhr zu schauen, verweilte ich am Dünenrand, steckte die Füße in den kalten Sand und schnüffelte in die salzige Luft hinein. Wenn ich bis dahin nicht wusste, was friedvoll bedeutet – spätestens dieser Ort zeigte es mir. Am Ende des Tages war ich mir jedenfalls sicher, dass all meine schaltfehler-behafteten Synapsen einem Yogakurs unterzogen wurden. Denn ich fühlte mich frei, frei wir der kühle Küstenwind in meinem Gesicht.

©EnilorNoel